Wir Freien Wähler begrüßen die Entscheidung pro Hybridlüftung und sind froh, dass diese Brücke, wenn auch über Umwege, noch geschlagen wurde.

Von Anfang haben wir uns in den Ausschüssen für bessere Belüftung der Klassenräume ausgesprochen.

In der Sitzung des Sonderausschusses Gesamtschule vom 06.02.2020 wurde uns erstmalig in einem Vortrag die CO2-Entwicklung in einem typischen Klassenraum dargestellt. Während unserer Sitzung wurde zur Veranschaulichung ebenfalls die CO2-Entwicklung gemessen. Das Ergebnis war nicht wirklich überraschend. Wir konnten nun in Zahlen erkennen, warum wir müde wurden. Zum Vergleich wurde uns dann die CO2-Entwicklung in einem typischen Klassenraum mit Hybridlüftung dargestellt.

Dies hat uns verdeutlicht, wie wichtig ein gutes bis sehr gutes Raumklima für die Lehrenden und Lernenden ist. Die genauen Zahlen können Sie übrigens auch auf der eigens dafür geschaffenen Website zum Projekt: Klimafreundliche Modellsanierung der Gesamtschule Kürten unter folgendem Link

http://kfmgs-kuerten.de/historie/

wiederfinden. Über Website der Gemeinde Kürten kommen Sie ebenfalls über einen Link auf die Projektseite, wo Sie alle relevanten Daten zum Großprojekt finden können.

Als uns im Ausschuss unter anderem die verschiedenen Varianten zum Raumluftkonzept vorgestellt wurden, haben wir uns in der Fraktion einstimmig für die Hybridlüftung entschieden. In der Sitzung vom 28.05.2020 hat sich dann beim Tagesordnungspunkt Hybridlüftung auf Grund des Antrags der SPD, der unter anderem einen möglichen Planungsstopp nach sich hätte ziehen können, die Diskussion neu aufgestellt. Die Schulleitung, eigentlich ebenfalls Befürworter der Hybridlüftung, hat sich auf Grund des möglichen Stopps gegen die Hybridlüftung ausgesprochen, um das Gesamtprojekt auf keinen Fall zu gefährden. Dies hatte zur Folge, dass die Hybridlüftung bei 2 Ja- Stimmen und 7 Nein-Stimmen abgelehnt wurde. Unser Ausschussmitglied Peter Buschhüter hat sich kämpferisch für die Hybridlüftung ausgesprochen ebenso wie die Verwaltung. Umso erfreulicher empfanden wir dann den Antrag der Grünen aus der Ratssitzung vom 9.9.2020, der die Möglichkeit bot, noch einmal über das Pro und Kontra einer Hybridlüftung ausführlich zu sprechen und nicht gehörte Meinungen mit einzubeziehen.  Dem wurde einstimmig gefolgt, und es erfolgte am 1.10.2020 eine Sitzung, in der uns nochmals verdeutlicht wurde, wie immens wichtig eine Hybridlüftung für alle Menschen, die sich in den Klassenräumen aufhalten (müssen), ist. Ein späteres Nachrüsten sei definitiv ausgeschlossen. Unser Ausschussmitglied Peter Buschhüter, das als ehemaliger Lehrer die Unterrichtsrealität gut kennt, hat die Entscheidung der Freien Wähler wie folgt begründet:

Warum die Freien Wähler für die Hybridlüftung sind:

 Die Grundsanierung der Gesamtschule wird teuer, sehr teuer. Insgesamt ist derzeit mit ca. 60 Mio Euro zu rechnen. Trotzdem haben sich die Freien Wähler dafür eingesetzt, dass die Schule mit einem modernen Lüftungskonzept ausgestattet wird, der Hybridlüftung. Folgende Gründe waren hierbei für uns maßgeblich:

Durch die Generalsanierung erhalten die Gebäude eine sehr gute Isolierung, die die Energiekosten deutlich senkt, einen Luftaustausch durch Undichtigkeiten in Gebäudehülle und Fenstern fast völlig verhindert. Damit tritt ein Problem auf, das bislang nicht vorhanden war. Daher ist es nötig, ein neues Lüftungskonzept zu planen.

Während es in normalen, von Familien bewohnten Wohnungen und Häusern in der Regel ausreicht, die Lüftung durch die Fenster vorzunehmen, ist dies in Schulgebäuden problematisch. Bei dreißig Personen in einem Raum steigt der CO2-Gehalt sehr schnell auf kritische Werte, was zu verminderter Konzentrationsfähigkeit führt. Zudem entwickelt sich eine sehr hohe Aerosolbelastung, verbunden mit hohem Ansteckungspotenzial durch Viren und Bakterien. Grippe, grippaler Infekt und Covid 19 verbreiten sich in solchen Räumen sehr schnell.

Was also tun? Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder lässt man dauerhaft die Fenster offen oder installiert eine zusätzliche Lüftung. Es liegt auf der Hand, dass die erste Lösung nur in der warmen Jahreszeit funktionieren kann. Selbst die Fenster dauerhaft auf Kippöffnung zu stellen, reicht in Klassenräumen nicht aus. Zusätzlich müsste man alle zehn bis fünfzehn Minuten stoßlüften mit Öffnung aller Fenster und der Tür, um eine akzeptable Luftqualität zu erreichen.

Eine solche Art der Lüftung kann man sich zwar vorstellen, sie ist aber in der Praxis kaum umsetzbar. Es entsteht nicht nur eine permanente Unruhe durch das ständige Fenster auf – Fenster zu, sondern der gerade aufgeheizte Raum wird laufend heruntergekühlt. Dies hat deutlich erhöhte Heizkosten zur Folge (vor diesem Hintergrund sehen wir die Hybridlüftung auch als einen Beitrag zum Klimaschutz). Und wer am Fenster sitzt, wäre gut beraten, die Winterjacke dauerhaft anzubehalten. Zudem dürfte dieses Konzept bei Klassenarbeiten und Klausuren, wo es auf dauerhafte Konzentration ankommt, kaum durchzuhalten sein. Die mechanische Beanspruchung der Fenster ist darüber hinaus sehr hoch; erhöhter Reparaturaufwand dürfte zu erheblichen Folgekosten führen.

Die Alternative ist die Hybridlüftung. Hier wird die Möglichkeit der Fensteröffnung ergänzt durch eine dauerhafte Lüftung und damit einen ständigen Luftaustausch im Klassenzimmer. Wärmeverluste werden verhindert durch Wärmetauscher, so dass die aufgewendete Heizenergie im Raum bleibt. Die CO2-Konzentration bleibt dauerhaft niedrig; die Ansteckungsgefahr wird minimiert. Es gibt weder Zugluft noch Auskühlung des Klassenraums. Ein weiterer Vorteil an heißen Sommertagen ist darin zu sehen, dass nächtlicher Luftaustausch durch die Hybridlüftung zur Abkühlung in den Klassenräumen führt.

Erwähnt werden sollte in diesem Zusammenhang auch, dass das Umweltbundesamt in den aktuellen „Anforderungen an Lüftungskonzeptionen in Gebäuden – Teil I: Bildungseinrichtungen“ feststellt: „Sowohl beim Neubau als auch bei umfänglichen Sanierungen ist grundsätzlich der Einbau von lüftungstechnischen Systemen mit Wärme- und Feuchterückgewinnung zu fordern.“ (S. 14)

Wir Freien Wähler kommen daher zu folgendem Fazit: Wir müssen sparen, dürfen dies aber nicht an der falschen Stelle tun. Wenn wir eine gut aufgestellte, attraktive, zukunftsfähige Schule wollen, müssen wir ja zur Hybridlüftung sagen. Auch ganz unabhängig von der derzeitigen Pandemie-Situation macht dies Sinn. Der Ausschuss hat sich einstimmig bei 2 Enthaltungen für die Hybridlüftung entschieden.

Auf dem Hintergrund der aktuellen Situation sollte die Verwaltung zudem alle Hebel in Bewegung setzen, für diese Maßnahme eine Förderung zu beantragen.

Zum Abschluss möchten wir nochmal betonen, dass die aktuelle Landesregierung von CDU und FDP, aber auch die vorherige rot-grüne Regierung, die Kommunen bei den notwendigen Schulsanierungen schmählich im Stich lässt. Die Fördertopfpraxis ist – wie die Gemeinde leidvoll erfahren musste – ein Farce. Um unseren Kindern eine moderne und zukunftsfähige Schule zu ermöglichen, sehen wir nur die Möglichkeit, dass das die Gemeinde Kürten selbst realisiert.

Peter Brülls, Vorsitzender im Sonderausschuss

Peter Buschhüter, Ratsmitglied im Sonderausschuss

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